Gedicht "Willkommen"



Ihr stehet vor unseren Toren,
ihr Fremden aus der Ferne.
Seid den weiten Weg unter Gefahren gereist,
wurdet verfolgt, seid fast verhungert und viele
von Euch sind für immer verschollen, am Grunde des Meeres.
Eure Augen habt Ihr in die Steine Eurer Häuser gemeißelt,
damit sie bezeugen, was Euch geschah.



Ihr stehet vor unseren Toren,

geflohen aus Angst und Not.
Ihr würdet im Namen der Religion versklavt,
Eure Ehre mit Füßen getreten.
Wurdet ermordet vor den Augen der Welt.
TV-Sender hielten Euer Leid in gestochenem HD fest.
Eure Mörder präsentieren sich vor den Kameras, um einen Platz im Paradies zu bekommen.



Ihr stehet vor unseren Toren,

gekommen aus den weiten Welten,
suchet Schutz unter Unsersgleichen.
Erwartet Einlass und Trost.
Wollt innehalten und Kraft für eine neue Zukunft sammeln.
Sucht nach Menschen, die gut und gnädig sind.



Ihr stehet vor unseren Toren,

gekommen aus den weiten Welten,
seid geflohen über die eisernen Zäune Europas
und begegnet unterwegs Mauern aus Hass.
Ihr hoffet mit jedem Atemzug,
dass Ihr dem Frieden näher gekommen seid.



Ihr stehet vor unseren Toren,

kommt aus fremden Ländern,
habt Euer Hab und Gut verloren.
Es blieb Euch nichts als Hoffnung und Verständnis und ein
warmes Lächeln von uns, welches Euch neuen Mut zum Weiterleben gibt.
In Euren Träumen seid Ihr in der Heimat,
strömt der Fluss des Lebens und der Liebe,
träumt Ihr von der Freiheit.



Ihr stehet vor unseren Toren,

fern Eurer Häuser,
wo im Tal des Todes im Namen Allahs regiert wird.
In einem Sumpf aus Lügen, Wahnsinn und Verderben
agieren sie im Namen Gottes.
Sie lassen Euch keine Würde und wer gegen sie ist,
muss sterben.



Ihr stehet vor unseren Toren,

und wir sehen, was der Wald aus Tränen mit Euch gemacht hat.
Sehen die weinenden Mütter und die unschuldigen Kinder,
die noch nicht wissen, wie böse Menschen sein können.
Ihr suchet den Frieden und träumet von einem Himmel voller
gütiger Menschen, die Euch einlassen, damit Ihr eine Zukunft haben könnt.



Willkommen Fremde, die Ihr vor unseren Toren stehet.

Wir reichen Euch die Hand.
Tretet ein in unsere Welt, in unser Land.
Findet den Frieden, den sie Euch verwehrt haben.
Findet ein Bett, auf das Ihr Euer Haupt legen könnt.
Lasst uns zusammen Eure Würde wiederfinden und eine neue Zukunft gestalten
                                   für Euch und Eure Kinder.



Biggi Ahlers, Okt. 2015

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